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\chapter{Rückblick und Ausblick}\label{chpAusblick}
Die selbst gestellte Anforderung, die Erfolg versprechenden Ansätze zur Nutzung der mobilen Informatiksysteme im Unterricht weiterzuführen, konnte aus Sicht des Autors erreicht werden. Mit den neuen Kriterien für die Auswahl von Informatiksystemen steht eine Basis für diese notwenige Entscheidung zur Verfügung, die es erlaubt, die Vielzahl möglicher Geräte sinnvoll zu kategorisieren und auf die Nutzbarkeit für den Unterricht hin zu untersuchen.
Derzeit steht zwar mit Android wiederum nur eine Plattform zur Verfügung, die tatsächlich die Anforderungen erfüllen kann. Es gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, da einige weitere, mögliche Kandidaten bereit stehen, die in Zukunft im Unterricht eingesetzt werden könnten. Besonders die freien Betriebssystemvarianten erscheinen geeignet. Es bleibt zu hoffen, dass diese sich soweit durchsetzen können, dass tatsächlich passende Hardware erscheinen wird.
Wenig hoffnungsfroh stimmt hingegen der große Erfolg der Konsumgeräte, die wie im Exkurs dazu\vglr{secKonsum} beschrieben, kaum sinnvoll für den Unterricht nutzbar sind. Diese Geräte stehen den wesentlichen Zielen des Informatikunterrichts und eigentlich grundsätzlich denen der allgemeinen Bildung fundamental entgegen. Zwar besteht die Möglichkeit, diese nutzbar zu machen, wie im Exkurs zum Rooting angesprochen, doch begibt man sich damit -- zumindest im schulischen Kontext -- auf rechtlich sehr unsicheres Terrain, sodass dies als kaum verantwortbar erscheinen muss. Besonders der Erfolg dieser Geräte und die Begeisterung für sie unter Pädagogen und Lehrkräften lässt befürchten, dass sie an vielen Schulen Einzug halten werden. Hier müssen die Informatiklehrkräfte, die sich ihrem Fach und ihrer Profession verpflichtet fühlen, nach Ansicht des Autors Widerstand leisten. Denn im Sinne der Pfadabhängigkeit wird es nur schwer möglich sein, nach einer breiten Einführung noch Änderungen zu erreichen.
Für die Zukunft wird es erforderlich sein, die Entwicklung auf dem Markt der mobilen Betriebssysteme sehr genau zu verfolgen. Es gibt zwar viele hoffnungsvolle Punkte, jedoch sollte von langfristigen Prognosen, speziell nach den Erfahrungen mit Symbian, Abstand genommen werden. Daher wurde in der Arbeit viel Wert darauf gelegt, unabhängig von bestimmten Plattformen oder Geräten zu bleiben. Speziell der vergleichsweise geringe Umfang der praktischen Umsetzung mit Android mag hier manchen missfallen. Es war jedoch aus Sicht des Autors der einzig gangbare Weg für eine zukunftsfähige Lösung.
Für die Gestaltung der Informatiksysteme konnte mit der Weiterentwicklung des SuM-Konzepts eine bewährte Basis im Hinblick auf die neuen Anforderungen erweitert werden. Dies erscheint sinnvoller als der noch in \cite{Spittank2011} und \cite{HemingSpittank2012} angedachte vollkommen neue Ansatz. Die jetzt (wieder) vorhandene Basis ist flexibel genug, auf verschiedensten Informatiksystemen genutzt werden zu können.
Die Untersuchung der verschiedenen Betriebssysteme und Möglichkeiten zur Umsetzung der Klassenbibliothek hat jedoch sehr viel mehr Zeit und Arbeit gekostet als ursprünglich angenommen. Besonders die teilweise sehr plötzlichen Änderungen von Spezifikationen oder kompletten Neuausrichtungen bei den verschiedenen Interpretern und Compilern für Android haben dem Autor hier einige frustrierende Erfahrungen bereitet. Zwischenzeitlich musste sogar ein fast fertiges Konzept für Pygame verworfen werden. Dies zeigt, wie wichtig es ist, hierbei auf Standards und allgemeine Konzepte zu setzen. Die Abstraktionsebene eines zusätzlichen Wrappers erweist sich hier als goldrichtig, wenngleich sie nicht verhindern konnte, dass viel Code neu geschrieben werden musste.
Leider war es so im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, den theoretischen Ansatz vollständig in die Praxis umzusetzen, zudem fehlen noch die genauen Spezifikationen für einige Teile der Klassenbibliothek, die derzeit nicht wirklich plattformunabhängig gestaltet werden können. Auch wenn inzwischen ein Punkt erreicht ist, an dem der Einsatz im Unterricht mit einer neuen Plattform wieder möglich erscheint: Hier bleibt noch viel zu tun. Zudem wird sich erst in Zukunft zeigen, ob bei Android die Entscheidung für die \gls{SL4A} langfristig richtig war, einige Zweifel hieran bleiben bestehen.
Ein bedeutsamer Punkt, nämlich die der Fehlerbehandlung, fiel dem Autor dabei erst spät auf und ihm fehlt hierzu noch eine sinnvoll begründete Idee zur Realisierung. Da es bei den meisten Umsetzungsansätzen an einer Konsole mangelt und zudem weitere Hilfsmittel zur Fehlersuche fehlen, muss hier dringend ein geeignetes Konzept gefunden werden, das auf den mobilen Systemen umsetzbar ist.
Eine Anpassung für weitere Plattformen muss bereits ins Auge gefasst werden. Aktuell erscheint es hierbei besonders vielversprechend zu sein, eine Umsetzung für die x86-Varianten von Linux und Windows in Angriff zu nehmen. Denn während man die Perspektiven der alternativen mobilen Betriebssysteme nur schwerlich abschätzen kann, sind die Tablets mit x86- bzw. x64-Architektur und die passenden stationären Informatiksysteme bereits da oder stehen zumindest in den Startlöchern. Von letzteren wollen wir zwar langfristig Abstand nehmen, es spricht jedoch nichts dagegen und vieles dafür, die vorhandenen Konzepte auch auf die flächendeckend bestehende schulische Infrastruktur zurück zu übertragen. Zumindest für die Übergangszeit, die, selbst optimistisch betrachtet, lang werden wird.
Die Perspektive, WebApps zu entwickeln\vglr{secPersWebApp} darf nicht aus den Augen verloren werden. Auch wenn der notwendige Aufwand, um dies didaktisch sinnvoll zu gestalten, erheblich zu groß erscheint, könnte dies ein geeigneter Ausweg sein, falls sich Konsumgeräte in den Schulen durchsetzen sollten. Wahrscheinlich wäre dies dann sogar der letzte gangbare Weg, die Mobilgeräte sinnvoll für den Informatikunterricht zu nutzen.
Die Vorteile der Nutzung mobiler Informatiksyteme liegen auf der Hand, und die Hoffnungen sind weiterhin groß. Es obliegt der Fachdidaktik und den Lehrkräften, die Chancen zu nutzen.