\chapter{Kriterien für die Nutzung mobiler Informatikssysteme}\label{chpKriterien} \section{Notwendigkeit neuer Kriterien} Für den Einsatz von Mobiltelefonen im Unterricht hat \cite[S.~4~ff.]{Carrie2006} bereits einige Kriterien benannt, die bedacht werden müssen. Allerdings sind diese zu einem entscheidenen Teil überholt bzw. überhaupt nicht anwendbar, wenn man aktuelle mobile Informatiksysteme betrachtet. Auch die (wenigen) von \cite[S.~15~f.]{Heming2009} getroffenen Aussagen zur Geräteauswahl sind nicht mehr hinreichend: War damals noch eine sehr überschaubare Anzahl von Systemen und nur eine einzige Plattform -- Symbian S60 -- überhaupt geeignet, hat man es heute mit einer Vielfalt möglicher Geräte zu tun, die einen schnell den Überblick verlieren lässt. Es ist daher, auch in Hinblick auf die notwendige Zukunftsfähigkeit, erforderlich, neue Kriterien einzuführen, die sich weder auf eine bestimmte Plattform noch auf konkrete Geräte beziehen. \subsection{Stetige Weiterentwicklung} Der stetige technische Fortschritt verändert die verwendeten Informatiksysteme massiv. Natürlich funktionieren die Geräte dabei weiterhin nach denselben Grundprinzipien. So ändern sich etwa die fundamentalen Ideen der Informatik\vgl{ClausSchwill2006}{307} nicht. Trotzdem können bei der Frage nach Kriterien für den Einsatz bestimmter Informatiksysteme diese technischen Veränderungen nicht ausgeklammert werden. Denn allein ihre Beschaffenheit und Verfügbarkeit verändern massiv die Art, wie und wo Informatiksysteme eingesetzt werden. Dieser gesellschaftliche Aspekt ist im Rahmen einer didaktischen Betrachtung natürlich absolut relevant. Es ist hier also -- zumindest in Teilen -- eine stetige Weiterentwicklung der Kriterien erforderlich. Somit sind die im Folgenden zu entwickelnden Kriterien nicht als \enquote{der Weisheit letzter Schluss} zu betrachten, sondern vielmehr als eine aktuelle Version solcher Kriterien. Dies gilt natürlich ebenso für die daraus abgeleitete Gestaltung der mobilen Informatiksysteme für den Unterricht. Die durch das mooresche Gesetz\vgl{ClausSchwill2006}{431} vorgegebene Entwicklung trifft bei mobilen Informatiksystemen ebenso zu wie bei stationären. Gleichsam werden durch die Miniaturisierung immer mehr Funktionen auf die mobilen Systeme übertragen. So sind die Einschränkungen bei Rechenleistung und Arbeitsspeicher inzwischen wesentlich weniger relevant als zum Zeitpunkt der früheren Arbeiten. Zwar ist die Leistung der mobilen Informatiksysteme der ihrer stationären Verwandten noch immer unterlegen, doch gibt es inzwischen potente Smartphones und Tablets mit Mehrkern-Prozessoren, dedizierten Grafikchips, Hardware-Decodern für gängige Multimedia-Codecs und mehreren Gigabyte großem Arbeitsspeicher. Beim Festspeicher sind inzwischen mehrere hundert Megabyte bis zu einigen Gigabyte üblich. Viele Modelle lassen sich zusätzlich durch externe Medien nahezu unbegrenzt erweitern. Selbst günstige Geräte bieten inzwischen Ressourcen, die für den schulischen Einsatz in allen Belangen mehr als ausreichend sind. Dies ist insbesondere im Hinblick auf das für den Unterricht favorisierte objektorientierte Paradigma wichtig. Dieses kann ohne relevante Einschränkungen verwendet werden. Die von Carrie noch hervorgehobene Einschränkung auf kleine, einfache -- oder besser gar keine -- Objekte\vgl{Carrie2006}{6} gilt nicht mehr. Auch die Einschränkungen bezüglich der Netzwerkverbindungen gelten für aktuelle mobile Plattformen (selbst bei Lesser Smartphones, Handys und Abspielgeräten) nicht mehr. Die möglichen Beeinträchtigungen des Bedienkomforts aufgrund der Größe der Geräte treffen hingegen teilweise weiterhin zu. Allerdings eröffnen der zunehmende Verzicht auf Hardware-Bedienelemente und die weite Verbreitung von Touchscreens sowie alternative Steuerungsoptionen, wie Spracheingabe, Gestenerkennung und Lagesensoren, deutlich flexiblere Interaktionsmöglichkeiten. Galt damals noch, dass \zitat{bei den Eingabemöglichkeiten [\dots] kaum Modifikationen vorgenommen werden [können]}{Carrie2006}{6}, sieht man sich heute eher mit dem Problem konfrontiert, aus der Vielzahl an Eingabemöglichkeiten die sinnvollste auswählen zu müssen. \subsection{Diversifikation} Der zweite wesentliche Grund für den Bedarf neuer Kriterien ist das stark veränderte Angebot an mobilen Informatiksystemen. Dabei sind zwei verschiedene Aspekte besonders augenfällig. Erstens ist die schiere Anzahl an Geräten fast unüberschaubar geworden, und es gibt keine Hinweise dafür, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte. Im Gegenteil werden beständig neue Geräte angekündigt. Zweitens haben die \enquote{smarten} mobilen Informatiksysteme sehr stark an Bedeutung gewonnen\vglr{secMinMob}. Bei den mobilen Informatiksystemen wird deutlich, dass die Geräte immer \enquote{smarter} werden\vglr{figSmartInEU}. Klassische Handys sind inzwischen nahezu bedeutunglos geworden, während immer mehr Menschen (Lesser) Smartphones verwenden. Tablets sind ebenfalls sehr erfolgreich. Am Produktangebot zeigt sich zudem, dass die klassischen Mobiltelefone, ohne die Möglichkeit der Installation von Zusatzprogrammen und ohne eine Vielzahl von Sensoren, inzwischen deutlich unterrepräsentiert sind. \section{Nutzungsanforderungen und Benutzerrollen} Für die Frage nach den relevanten Kriterien zur Auswahl geeigneter mobiler Informatiksysteme für den Einsatz im Unterricht sind nicht nur die für den Unterricht benötigten technischen Eigenschaften bedeutend. Vielmehr sind didaktische Aspekte zu beachten, die aus den verschiedenen Perspektiven zum Unterrichtseinsatz resultieren\vglr{secPers}. Dabei sollen die spezifischen Vorteile der mobilen Informatiksysteme genutzt werden\vglr{secVort}. So sollen die mobilen Informatiksysteme Verwendung finden, weil sie im Alltag der \SuS eine wichtige Rolle spielen. Würden nun Geräte eingesetzt, die perfekt auf den Unterricht zugeschnitten wären, etwa keine Möglichkeiten zur individuellen Anpassung böten oder keine Unterhaltungssoftware (Spiele, Videoplayer usw.) zulassen würden, würde der Alltagsbezug verloren gehen\vglr{parVerNutzJuNu}. Es müssen also bei der Aufstellung von Kriterien deutlich mehr Faktoren bedacht werden als die für den reinen Unterrichtseinsatz relevanten. Hierzu ist es wichtig zu verstehen, welche Anforderungen überhaupt an mobile Informatiksysteme gestellt werden können. Bei der genaueren Betrachtung wird unmittelbar klar, dass viele verschiedene Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen und Anforderungen mit mobilen Informatiksystemen in Berührung kommen. Es erscheint hier zweckmäßig, auf eine stark vereinfachte Variante der soziologischen Rollentheorie nach Dahrendorf zurückzugreifen. Denn die Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht mit den mobilen Informatiksystemen arbeiten sollen, nehmen mindestens drei verschiedene Rollen ein, die sich auf die (explizit auch private) Anwendung, den Unterricht sowie die Modellierung und Implementierung beziehen. Natürlich kann es zwischen diesen Rollen zu Konflikten kommen, die -- so gut wie möglich -- vorab bedacht werden müssen. Da das Ziel einer zukunftsfähigen Einbindung der mobilen Informatiksysteme gesetzt ist, müssen weitere Rollen, wie etwa die der Lehrkräfte, der Unternehmen (als Anbieter entsprechender Systeme) und der kommerziellen Softwareentwickler bedacht werden. Obwohl dies durchaus Konfliktpotential für den Unterrichtseinsatz mitbringt, bieten am ehesten kommerziell erfolgreiche Systeme die notwendigen Voraussetzungen zur Grundlage eines auf Dauer angelegten, zukunftssicheren Konzepts zu werden\footnote{Eine Ausnahme würden speziell für den Unterrichtseinsatz konzipierte Geräte bilden, die jedoch wie bereits angemerkt, auch andere Einsatzzwecke zulassen müssten. Näheres hierzu im folgenden \referenz{secKrit}}. Der Alltagsbezug ist vor allem bei den Systemen vorhanden, die so oder zumindest in sehr ähnlicher Form im Alltag der \SuS außerhalb der Schule von Bedeutung sind. Die folgenden Rollen sind natürlich idealisiert. Tatsächlich haben die individuellen Anwender/-innen der mobilen Informatiksysteme durchaus sehr unterschiedliche Anforderungen an die Systeme oder gewichten bestimmte Kriterien anders. Allein der persönliche Geschmack kann hier zu starken Abweichungen führen. Dennoch stellt die folgende Auswahl eine belastbare Grundlage für die Entwicklung allgemeiner Kriterien für den Unterrichtseinsatz dar. \subsection{Anwender/-in}\label{secKritAnw} \subsubsection{Zielkompatibilität}\label{secKritAnwZiel} Es wird im Folgenden davon ausgegangen, dass der Einsatz eines mobilen Informatiksystems generell \textit{zielgerichtet} erfolgt. Anwenderinnen bzw. Anwender verfolgen also eine feste Absicht, wenn sie zum mobilen Informatiksystem greifen. Dies kann durchaus ziel- und planlos erscheinendes \enquote{Surfen} im Internet oder die Nutzung von Apps sein. Hier kann als Ziel jedoch offensichtlich die Überbrückung von Wartezeiten oder das Vertreiben von Langeweile gesehen werden. Damit bleibt also festzuhalten, dass die grundlegende Anforderung die Möglichkeit der \textit{Erfüllung der persönlichen Nutzungsszenarien} ist. Es geht also grundsätzlich um die \textit{technischen Eigenschaften} sowie die \textit{Softwareaustattung} des Systems. Als allgemeine Mindestanforderungen lassen sich hier Möglichkeiten zur \textit{Kommunikation}, \textit{Informationsgewinnung}, \textit{Unterhaltung} und \textit{Arbeitserleichterung} (im Sinne von nützlichen Werkzeugen) festhalten. Weitergehende Details zu technischen Möglichkeiten und Ausstattung sind hingegen sehr stark von den persönlichden Anforderungen abhängig. \subsubsection{Ausstattungsdetails} Grundsätzlich ist aus Anwendersicht eine gewisse \textit{Modellvielfalt} wünschenswert. Ein One-Size-Fits-All-Ansatz ist hier eher hinderlich, da die letzlich nicht genutzten Komponenten mitbezahlt werden müssen. Außerdem kann die Optimierung auf einen spezifischen Anwendungszweck große Vorteile bringen. Soll etwa neben der Telefonfunktion das Smartphone hauptsächlich als Navigationsgerät eingesetzt werden, wird man zugunsten eines besseren GPS-Empfängers gerne auf eine hochauflösende Kamera verzichten, wenn die Wahl besteht. Ebenso ist bei einem Gerät, das hauptsächlich zur Internetnutzung und für das Lesen von elektronischen Büchern eingesetzt wird, die schnelle CPU mit hochwertigem Grafikprozessor vollkommen überflüssig. \subsubsection{Bedienkomfort} Der \textit{Bedienkomfort} der Geräte ist dabei ein wichtiger Aspekt. Die Bedienung sollte so einfach wie möglich sein, sodass sich die vorgesehenen Nutzungsszenarien möglichst einfach und schnell umsetzen lassen. Hierzu zählen neben den verschiedenen Eingabemöglichkeiten auch die sinnvolle Gestaltung der Benutzungsschnittstelle sowie die Beschaffenheit der Hardware. Beispielsweise sieht ein glattes, hochglänzendes Mobiltelefon sicherlich gut aus, rutscht es deswegen jedoch ständig aus der Hand der bedienenden Person, schmälert dies den Bedienkomfort enorm. \subsubsection{Kosten} Ein für die allermeisten Anwenderinnen und Anwender relevanter Punkt sind die \textit{Kosten} des Systems. Jedoch sind die tatsächlichen Kosten, insbesondere bei Mobiltelefonen, teilweise verdeckt. Werden die Geräte doch häufig als Bestandteil langfristiger Mobilfunkverträge zu sehr niedrigen Preisen abgegeben, tatsächlich werden die Gerätekosten natürlich über die monatliche Telefonrechnung abgegolten. Dies kann also dazu führen, dass der konkreten Anwenderin bzw. dem konkreten Anwender das Kostenkriterium als weniger relevant erscheint. Die Kosten für den Mobilfunkvertrag oder das Prepaid-Guthaben sind ebenso mögliche Folgekosten wie die Beschaffungskosten für Apps und Zubehör. \subsubsection{Langlebigkeit}\label{secKritAnwLang} Eng mit dem Kostenkriterium verbunden ist der Wunsch nach \textit{Langlebigkeit und Robustheit der Geräte}. So können verdeckte Kosten (wie die Querfinanzierung über einen Mobilfunkvertrag, s.~o.) auch dieses Kriterium als weniger wichtig erscheinen lassen: Wenn ein neues Gerät in regelmäßigen Abständen vom Mobilfunkprovider zur Verfügung gestellt wird, verliert die Langlebigkeit des Geräts an Bedeutung. Eine grundlegende \textit{Robustheit} bleibt jedoch wichtig. So sollten die Geräte dem Alltagsgebrauch standhalten und am besten kleinere Unfälle überleben. Die Robustheit ist dabei nicht zwingend preisabhängig. Teurere Geräte mit Metallgehäuse und gläserner Displayoberfläche sind zwar resistenter gegen Kratzer, verzeihen aber Stürze wesentlich weniger als günstigere Geräte mit Gehäusen und Displayoberflächen aus Kunststoff. So hat sich inzwischen besonders für Geräte von Apple ein eigener Markt zur Beschaffung und zum Einbau von Displaymodulen und Gehäuseteilen etabliert. Die \textit{Verfügbarkeit von Ersatzteilen} ist grundsätzlich ein wichtiges Argument. Generell lohnen sich Reparaturen allerdings nur bei teureren Geräten und nur selten, wenn diese vom Hersteller durchgeführt werden. Zudem ist es aus Sicht der Anwenderinnen und Anwender schlecht, wenn die Geräte deutliche Merkmale geplanter Obsoleszenz, also bauartbedingter Höchstaltersgrenzen unterliegen. Aus umweltorientierten und gesellschaftlichen Überlegungen heraus sollten derartige Geräte gemieden werden. Hierzu gehören etwa Geräte mit \textit{fest eingebauten Akkus}, da diese ein Maximalalter definieren, nach dem die Geräte deutlich weniger oder sogar vollständig unbrauchbar werden. Zur Langlebigkeit zählt jedoch auch der Kundenservice, vor allem die Verfügbarkeit von \textit{Updates}. Diese berührt unmittelbar Datenschutz und Datensicherheit\footnote{Siehe den gleichnamigen \referenz{secKritAnwDat}.}, denn die komplexeren Smartphone- und Tabletbetriebssysteme sind wesentlich komplexer und damit tendenziell anfälliger für Sicherheitslücken und Angriffe als die Firmware von Handys. Zumindest Korrekturen von Sicherheitslücken sollten also über einen längeren Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. \subsubsection{Erweiterbarkeit und Softwarevielfalt}\label{secKritAnwErw} Die \textit{Verfügbarkeit verschiedener Zusatzprogramme} ist bei smarten Geräten besonders relevant. Denn sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die persönlichen Nutzungsszenarien optimal umgesetzt werden können. Zusätzlich erhältliche Hardware und die \textit{Erweiterbarkeit} sind aus demselben Grund wichtig. Allein eine Erweiterbarkeit des zur Verfügung stehenden Speichers kann die Nutzungsmöglichkeiten des Systems stark vergrößern. Die Ausstattung mit \textit{Schnittstellen} für den Anschluss externer Hardware, wie Displays, Eingabegeräte oder andere Peripherie (etwa TV-Karten, Drucker oder Sensoren), kann weitere Nutzungsmöglichkeiten eröffnen und andere Geräte überflüssig machen. \subsubsection{Verfügbarkeit digitaler Inhalte}\label{secKritAnwCont} Die gerne als \textit{Content-Verfügbarkeit} bezeichnete Verfügbarkeit digitaler Medien für die mobilen Informatiksysteme zielt voll und ganz auf den Zielaspekt der Unterhaltung (vgl. \referenz{secKritAnwZiel}) ab. Zusätzlich zur Verfügbarkeit von Unterhaltungssoftware ist hier der einfache Zugang zu elektronischen Büchern, Musik und Filmen gefragt. Sollte es sich dabei um kommerzielle Angebote handeln, muss zudem eine einfache und bequeme \textit{Abrechnungsmöglichkeit} existieren. \subsubsection{Datensicherheit und Datenschutz} \label{secKritAnwDat} Im \referenz{secGefDat} wurden viele der möglichen Gefahren für die eigenen Daten auf den mobilen Informatiksystemen bereits beschrieben. Obwohl es oft an der notwendigen Sensibilisierung mangelt, kann doch für die weitaus meisten Nutzer unterstellt werden, dass sie -- zumindest die umittelbar als solche erkennbaren -- sensiblen persönlichen Daten nicht ohne weiteres weitergeben wollen. Der mögliche vollständige Verlust der Daten (\zb durch Hardwareschäden, Verlust des Gerätes, Diebstahl oder Malware) ist ein ebenso wichtiger Aspekt. Nicht für alle Plattformen gibt es komfortable Backup-Lösungen, und das Sichern der Daten kann so sehr zeitraubend werden. \subsection{Jugendliche}\label{secKritJu} \subsubsection{Wesentliche Differenzen zu Erwachsenen} Jugendliche sind zunächst einmal \enquote{normale} Anwenderinnen und Anwender. Somit treffen die oben aufgeführten Anforderungen auch hier zu. Jedoch gibt es einige wesentliche Unterschiede zu beachten. Diese resultieren im Wesentlichen aus zwei starken Einflüssen: Erstens sind die Platzierung und der eigene Status in der Peergroup von hoher Bedeutung. Zweitens liegen diese Unterschiede im spezifischen Nutzungsverhalten von mobilen Informatiksystemen durch Jugendliche begründet (vgl. \referenz{secVerNutzJu}). Zusätzlich lässt sich, wie bereits in \referenz{secVerNutzJu} angemerkt, eine grundlegende Unbefangenheit und Sorglosigkeit gegenüber den neuen technischen Möglichkeiten und den Gefahren (vgl. \referenz{secNeuChaGef}) erkennen. So scheinen Jugendliche zwar häufig über eine höhere Nutzungskompetenz zu verfügen, informatische Vernunft (vgl. \referenz{secDurchblick}), im Sinne von Aufgeklärtheit über die Hintergründe der bunten Kommunikationswerk- und Spielzeuge besitzen sie jedoch häufig noch weniger als die Erwachsenengenerationen. Dies erklärt teilweise, warum etwa \textit{Datenschutz und Datensicherheit} für Jugendliche im Zweifelsfall weniger relevante Anforderungen sind. \subsubsection{Zielkompatibilität} Jugendliche zeigen tendenziell einen stärkere Neigung zur Nutzung der Geräte zum Zwecke von Unterhaltung und Kommunikation. Dabei ist nach den Erkenntnissen aus der \gls{JIM}\vglr{secVerNutzJu} klar, dass Mädchen eher den Kommunikationsaspekt stärker gewichten und Jungen vornehmlich den Unterhaltungsaspekt, vor allem Spiele, favorisieren. \subsubsection{Kosten} Bei den \textit{Kosten} unterscheiden sich die jugendlichen von den erwachsenen Anwenderinnen und Anwendern. Sind für die Erwachsenen sowohl Anschaffungskosten als auch monatliche Gebühren von Bedeutung, sind letztere für Jugendliche weniger relevant, da die meisten Prepaid-Tarife oder Flatrates nutzen. Nach Beobachtungen des Autors ist die Frage der Kosten für Jugendliche insgesamt deutlich weniger relevant. Sie tritt nur noch zu zwei Zeitpunkten in den Vordergrund: Erstens wenn ein neues Gerät angeschafft werden soll, was durch die Erweiterbarkeit der smarteren Geräte nicht mehr so oft vorkommt, wie zu Zeiten der Handys. Zweitens wenn etwaige Guthaben aufgebraucht sind. \subsubsection{Individualisierbarkeit}\label{secKritJuIndiv} Dass mobile Informatiksysteme für Jugendliche auch Statussymbole sind, kann man leicht beobachten. Hierzu muss man nur einmal den Gesprächen von \SuSn untereinander zuhören. Hier werden die technischen Vorzüge ebenso diskutiert wie die individuelle Umgestaltung der Geräte. Dabei werden alle verfügbaren Möglichkeiten genutzt. Neben der Ausstattung mit Apps, Bildern, Klingeltönen auch Hardwareerweiterungen, Hüllen, Taschen und weiteres Zubehör. Es wirken sich offensichtlich sowohl die technischen Eigenschaften der Geräte als auch bestimmte Marken oder Modelle und die persönliche Gestaltung der Geräte auf die Platzierung und den Status in der Peergroup aus. \subsection{Schüler/-in}\label{secKritSuS} \subsubsection{Zielkompatibilität} In der Rolle der \SuS sehen die Anforderungen der Jugendlichen hingegen ganz anders aus. Das \textit{Lernen} steht in der Schule natürlich zunächst als Ziel im Vordergrund, ist allerdings kein Selbstzweck und für die \SuS nur sehr beschränkt das vorrangige Ziel. Zudem ist eher von einer extrinsischen Motivation auszugehen. Ein wesentliches Ziel der \SuS ist also das möglichst \enquote{schmerzfreie} Herumbringen der Unterrichtszeit. Es ist also generell im Interesse der Schülerinnen und Schüler, dass der Unterricht aufgelockert und so \textit{angenehm} wie möglich gestaltet wird. Wenn zudem noch ein \textit{direkter Nutzen} erkennbar ist, kann durch die entstehende intrinsische Motivation der Lernerfolg verbessert werden. \subsubsection{Sinn} An erster Stelle steht hier die Frage nach dem Sinn. Der mögliche Einsatz der Geräte muss sich hieran orientieren. Wenn für die \SuS kein Sinn im Einsatz der Geräte zu erkennen ist, wird er nur wenig zu einem erfolgreichen Unterricht beitragen. Wie immer ist natürlich auch hier klar, dass sich der subjektive Sinn zwischen \SuSn und Lehrkräften stark unterscheiden kann. Die Verwendung der Geräte der \SuS im Informatikunterricht verspricht hier, unter Berücksichtigung der Perspektive der Veränderung der Wirklichkeit, nützliche Erweiterungen der Funktion der Geräte für den Alltag der Schülerinnen und Schüler, womit ein hoher subjektiver Sinn erreicht werden kann. \subsubsection{Angenehme Lernatmosphäre} Die Lernatmosphäre sollte für die \SuS angenehm sein. Es sollten möglichst wenige Hürden oder Unwägbarkeiten existieren, sodass das notwendige, extrinsisch motivierte Lernen -- nach Möglichkeit mit Erfolg -- ohne besonders unangenehme Nebenaspekte möglich ist. Idealerweise sollte der Unterricht nicht langweilig und eintönig, sondern abwechslungsreich sein, Spaß machen und -- mit erfülltem Sinn-Kriterium -- einen sichtbaren Nutzen versprechen. Dies kann für den Einsatz mobiler Informatiksysteme anfangs sicherlich als gegeben angenommen werden. Ob dies dauerhaft funktioniert, hängt allerdings weniger vom Informatiksystem als von den Unterrichtsinhalten und -methoden ab. Die mobilen Informatiksysteme bieten dabei viele Möglichkeiten, die Vorgaben auf spannende Weise anzugehen und ermöglichen erst die Nutzung vieler unterschiedlicher Unterrichtsmethoden im Informatikunterricht. \subsubsection{Einfache Bedienung} Eine \textit{einfache Bedienung} und ein leicht \textit{durchschaubares Bedienkonzept} sind erforderlich, um keine zusätzlichen Hürden im Lernprozess aufzubauen. Hier kann es durchaus zu einem Interrollenkonflikt zwischen der Rolle der \SuS und der der Jugendlichen kommen. Denn der Einsatz der Geräte in der Schule könnte optimal mit Geräten erfolgen, die perfekt auf den Unterrichtseinsatz zugeschnitten wären. Diese reinen Lerngeräte könnten zwar die Anforderungen der \SuS erfüllen, würden jedoch nicht zu den Anforderungen der Jugendlichen passen. So wären individuelle Anpassungen aus pädagogischer Sicht wohl eher hinderlich, Spiele wären tendenziell eher gar nicht möglich, da es an der -- für den Unterricht nicht notwendigen -- Rechenleistung mangeln würde. Die Kommunikationsfunktionen wären dabei generell nicht notwendig, sodass ein zentraler Einsatzbereich aus dem Alltag der Jugendlichen wegfallen würde\vglr{secGerAusw}. Diese Geräte würden also tendenziell nicht außerhalb der Schule eingesetzt werden und ausschließlich für schulische Zwecke genutzt. \subsection{Lehrkräfte}\label{secKritLehr} Die zentrale Anforderung für den Unterrichtseinsatz von mobilen Informatiksystemen ist für Lehrkräfte die Unterstützung des eigenen Unterrichts durch diese Hilfsmittel. Das wesentliche Ziel ist also eine Erfolg versprechende Erweiterung der eigenen Unterrichtskonzepte und -methoden. Hierzu müssen sich die Geräte also als hilfreiche Werkzeuge für den jeweiligen Fachunterricht erweisen. Dies ist am ehesten zu erwarten, wenn eine breite Basis an Apps zur Verfügung steht\vglr{secPersAkz}. Die \textit{Einfachheit der Bedienung} stellt hier ebenfalls einen wichtigen Aspekt dar. Die verwendeten Geräte sollten zudem \textit{einfach bedienbar} und das Bedienkonzept unkompliziert erlernbar sein, damit sie nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen, sondern tatsächlich als hilfreiche Werkzeuge genutzt werden können. Da hier generell nur eine Nutzungskompetenz gefordert wird, kann es durchaus zu völlig anderen Auswahlkriterien für einzusetzende Geräte kommen, die zwar für den Einsatz als Werkzeuge im jeweiligen Fachunterricht geeignet sein mögen, jedoch die Einsatzmöglichkeiten im Informatikunterricht stark einschränken\vglr{secKonsum}. \subsection{Informatiklehrkräfte}\label{secKritInfoLehr} \subsubsection{Freie Programmierbarkeit} Informatiklehrkräfte haben grundzätzlich dieselben Anforderungen an die Geräte wie alle anderen Lehrkräfte auch. Ein wesentlicher Unterschied ist allerdings das Ziel der Erreichung informatischer Vernunft. Im Informatikunterricht werden die Geräte nicht nur als Unterrichtsmittel, sondern eben auch als Unterrichtsinhalt verwendet. Hierzu müssen die einzusetzenden Geräte nicht nur die Perspektive der Veränderung der Wirklichkeit\vglr{secPersVer} zulassen, sondern sie müssen es auch erlauben, die Perspektive der Analyse der Wirklichkeit\vglr{secPersAna} einzunehmen. Sie dürfen diese also nicht durch \textit{künstliche Einschränkungen} der Hersteller verstellen\vglr{secKonsum}. \subsubsection{Early Adopter} Informatiklehrkräfte zeigen darüber hinaus meist eine starke Technikaffinität. Dies führt zur Tendenz, dass neue technische Gadgets an einer Schule zuerst bei ihnen anzutreffen sind. Sie sind also echte \enquote{Early Adopter}, die damit nicht nur für ihre Kolleginnen und Kollegen sondern auch für die \SuS eine \textit{Vorbildfunktion} einnehmen können, derer sie sich vielleicht nicht einmal bewusst sind. Hier kann es durchaus zu einem Intrarollenkonflikt kommen, da die Ziele von Lehrkraft und Early Adopter durchaus nicht deckungsgleich sind. Die Begeisterung für technische Neuerungen kann hier durchaus systematischen Betrachtungen im Weg stehen. Dies kann dazu führen, dass etwa mobile Informatiksysteme bevorzugt werden, die für den Informatikunterricht nur schlecht oder gar nicht geeignet sind. Dabei könnte durch die Vorbildfunktion eine Basis bei Kolleginnen und Kollegen und \SuSn geschaffen werden, die den möglichen, späteren Einsatz im Unterricht konterkariert. \subsection{Entwickler/-in} \subsubsection{nichtkommerziell} Nichtkommerzielle Entwickler entwickeln meist aus Spaß an der Sache. Sie werden daher in der Regel für Plattformen entwickeln, die sie selbst verwenden. Außerdem werden sie tendenziell eher in Sprachen programmieren wollen, die ihnen bereits bekannt sind. Entsprechend ist die \textit{Verfügbarkeit dieser Sprachen} für die jeweilige Plattform ein wichtiges Kriterium. Zudem wird das Entwickeln ohne kommerziellen Hintergrund begünstigt, wenn viele gute \textit{Werkzeuge und Softwarebibliotheken} und eine ausreichende Dokumentation verfügbar sind. Besonders die Verfügbarkeit von \textit{Open-Source-Software} ist hierbei hilfreich. Beides hängt natürlich stark von der Größe der jeweiligen \textit{Entwicklergemeinschaft} und damit von der \textit{Verbreitung} der Plattform ab. Da kein kommerzieller Hintergrund vorliegt, ist zudem die Frage nach den \textit{Kosten der notwendigen Werkzeuge und Lizenzen} relevant. \subsubsection{kommerziell} Kommerzielle Entwickler (sowohl Einzelpersonen, Entwicklerteams als auch Konzerne) haben als oberstes Ziel den \textit{Verkauf der Software}. Dazu gehört meist ein Interesse am Schutz der eigenen Software durch entsprechende \textit{Sperren und Beschränkungen} der Plattform, die das Verändern oder Kopieren der Software verhindern. Das für den erfolgreichen Verkauf wichtigste Argument ist die Anzahl der potentiellen Kunden und damit die \textit{Verbreitung} der Plattform. Dies kann zwar in bestimmten Sparten durch hohe Preise kompensiert werden (etwa für Spezialsoftware), im Kontext der mobilen Informatiksysteme und speziell für den schulischen Bereich ist dies jedoch nicht relevant. Die Preise für Apps sind hier im Allgemeinen sehr niedrig. Die Verfügbarkeit entsprechender \textit{Entwicklungswerkzeuge} ist natürlich auch für kommerzielle Softwareentwickler wichtig. Jedoch sind hier ganz andere Kriterien entscheidend. Während ein nichtkommerzieller Entwickler durchaus leicht mit sehr einfachen Werkzeugen auskommen kann, setzen die meisten kommerziellen Entwickler auf \textit{umfangreichere Entwicklungsumgebungen}, mit denen viele Arbeitsschritte automatisiert oder vereinfacht werden können. Die Kosten für Entwicklungswerkzeuge und Lizenzen spielen im kommerziellen Bereich keine große Rolle, da sie in der Regel nur einen kleinen Teil der gesamten Entwicklungskosten ausmachen. Auch die Verfügbarkeit einer bestimmten, bevorzugten Programmiersprache ist nicht zwingend notwendig, wenngleich wünschenswert, solange die Absatzmöglichkeiten groß genug sind. Natürlich profitieren auch kommerzielle Entwickler von der Verfügbarkeit umfangreicher \textit{Softwarebibliotheken}. Doch werden hier oft kommerzielle Varianten eingekauft oder selbst entwickelte eingesetzt, sodass keine unmittelbare Abhängigkeit von der Größe der Entwicklergemeinschaft besteht. Eine nur kleine Menge von Konkurrenten kann sogar sehr nützlich sein. \subsection{Produzierendes Unternehmen}\label{secKritProd} Die Hersteller mobiler Informatiksysteme haben eine zentrale Anforderung an die Geräte: Sie \textit{sollen sich verkaufen}. Daher wird das Unternehmen solche Geräte herstellen, die sich entweder bereits gut verkaufen (zumindest in ähnlicher Form) oder denen gute Verkaufschancen prognostiziert werden. Eine vorhandene Infrastruktur einer Plattform kann und wird hier grundsätzlich zu einer Pfadabhängigkeit und damit einer tendenziellen Stärkung dieser Plattform beitragen. Ein Wechsel wird nur dann erfolgen, wenn eine bei den Kunden beliebtere Alternative entsteht. Die Unternehmen haben darüber hinaus ein großes Interesse daran, neue Produkte zu verkaufen. Langfristiger Support ist daher gerade im Endkundenbereich die Ausnahme. Man muss sogar bei einigen Konstruktionen vermuten, dass diese mit der Absicht so angeboten werden, dass die Geräte nach einiger Zeit wertlos werden. Fest verbaute Akkus sind hierfür das Paradebeispiel. \section{Kriterien für den Einsatz in der Schule}\label{secKrit} Nun wurden bereits viele Kriterien für die einzelnen Rollen genannt. Doch welche davon müssen für die Auswahl und Gestaltung der Informatiksysteme in der Schule berücksichtigt werden? \subsection{Notwendige Voraussetzungen} \subsubsection{Sinnvolle Einbindung}\label{secKritEin} Das grundlegende Kriterium entspringt direkt den beiden am offensichtlichsten betroffenen Rollen, der der \SuS sowie der der Lehrkräfte. Die Einbindung der Geräte muss \textit{sinnvoll} möglich sein. Unter Berücksichtigung der oben genannten Anforderungen bedeutet dies also: Die Vorgaben müssen sich damit umsetzen lassen und für die \SuS muss der Sinn der Nutzung erkennbar sein. Es müssen also tatsächlich relevante Vorteile gegenüber der Nichtnutzung erkennbar werden. Für den Informatikunterricht bedeutet dies in erster Linie, dass es im Zusammenhang mit den Geräten problemlos möglich sein muss, die beiden Perspektiven nach \cite{Heming2009} einzunehmen. Reine Nutzung allein ist im Kontext des Informatikunterrichts nicht sinnvoll. Es muss möglich sein, zumindest Software und selbst erstellten Quellcode \textit{uneingeschränkt ausführen} zu können und Dateien zwischen verschiedenen Geräten einfach \textit{auszutauschen}, um etwa Ergebnisse zu präsentieren oder neue Aufgaben zu verteilen. Insbesondere für die gemeinsame Bearbeitung von Aufgaben in Partner- oder Gruppenarbeit ist das wichtig. \subsubsection{Programmierbarkeit}\label{secKritProg} Um die Perspektive der Veränderung der Wirklichkeit\vglr{secPersVer} einnehmen zu können, bedarf es der Möglichkeit, die Geräte programmieren zu können. Doch dass dies irgendwie möglich ist, reicht keineswegs aus. Um alle Vorteile der mobilen Informatiksysteme für den Informatikunterricht nutzbar zu machen, ist es notwendig, dass das \textit{Programmieren mit den Geräten} möglich ist. Dabei muss eine Programmiersprache zur Verfügung stehen, die aus didaktischer Sicht geeignet ist. Die Kriterien nach Linkweiler \citep[S.~22~ff.]{LinkweilerDA2002} bieten hier eine gute Entscheidungsbasis. Die derzeitige Sprache der Wahl ist zweifelsfrei \textit{Python}. \subsubsection{Verfügbarkeit von Werkzeugen und Dokumentation}\label{secKritWerk} Da die Schüler im Informatikunterricht als Entwickler tätig werden, müssen entsprechende Werkzeuge zur Verfügung stehen. Die Werkzeuge, die Programmiersprache und die evtl. verwendeten Bibliotheken müssen dabei ausreichend dokumentiert sein. Die Kriterien für die Schule orientieren sich deutlich stärker an den nichtkommerziellen Entwicklern, denn es ist nicht das Ziel der allgemeinbildenden Schulen, professionelle Entwickler hervorzubringen\vgl{HumbertProgrammieren}{2}. Vielmehr erscheint es aus didaktischer Sicht sogar sinnvoll, sehr einfache, reduzierte Werkzeuge einzusetzen. Dies kann nicht nur den Blick auf das Wesentliche freimachen\vglr{secKritLehr}, sondern trägt auch zu einer einfacheren Bedienbarkeit bei. Diese ist, wie bereits festgestellt, für alle Anwenderinnen und Anwender sowie in besonderem Maße für \SuS\vglr{secKritSuS} und Lehrkräfte\vglr{secKritLehr} wichtig. Was jedoch in jedem Fall erforderlich ist, sind ein guter \textit{Editor} und eine geeignete Eingabemethode (bei mobilen Informatiksystemen heute in der Regel eine \gls{OSTastatur}). Der Editor muss aus Gründen der einfachen Bedienbarkeit zumindest über die Möglichkeiten verfügen, mehrere Quelldateien zu bearbeiten und einfach zwischen ihnen zu wechseln, sowie Quelldateien direkt ausführen bzw. compilieren zu können. Die Eingabemethode muss die einfache Eingabe programmiertypischer Zeichen erlauben. Es ist unzumutbar, wenn für jede Klammer in die siebte Shift-Ebene der virtuellen Tastatur gewechselt werden muss. Einfache Eingabehilfen wie automatische Vervollständigung sind auf den mobilen Informatiksystemen wegen der begrenzten Eingabemöglichkeiten wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich. \subsubsection{Kosten}\label{secKritKost} Ein für den schulischen Einsatz absolut relevantes Kriterium sind die Kosten. Einerseits sind natürlich die Anschaffungskosten für schulische Geräte aufzubringen. Andererseits müssen die Geräte evtl. noch mit passender Software ausgestattet werden. Sollen Geräte der \SuS eingesetzt werden, verringert sich die Bedeutung dieses Punktes zwar, es ergibt sich jedoch die neue Frage, wie mit evtl. notwendigen Anschaffungskosten der Software umgegangen werden kann. Bei kommerzieller Software ist die Nutzung von der Schule beschaffter Software in der Regel nicht möglich und rechtlich problematisch, da die Software bei den aktuellen mobilen Systemen an den Appstore-Account des Besitzers gebunden wird und die Installation auf Geräten, die nicht mit diesem Account verbunden sind, nicht möglich ist. Da die Geräte im Besitz der \SuS sind, wäre es rechtlich nicht möglich, diese Accounts zusätzlich auf den Geräten einzurichten, sofern dies technisch überhaupt praktikabel ist. Es empfiehlt sich also die Nutzung \textit{Freier Software}\vglr{secKritOSS}. \subsubsection{Alltagsbezug und Verbreitung}\label{secKritVer} Die Verbreitung einer Plattform ist für die Schule ein wesentliches Kriterium, denn im Wesentlichen haben verbreitete (mit Ausnahme neuer) Plattformen die besten Aussichten auf eine langfristige Verfügbarkeit. Außerdem kann nur bei verbreiteten Plattformen davon ausgegangen werden, dass die entsprechenden Geräte zum Alltag vieler \SuS gehören. Die reine Verbreitung reicht allerdings nicht aus. Es muss darauf geachtet werden, dass entsprechende Geräte tatsächlich im Umfeld der \SuS verbreitet sind. So sind etwa reine Business-Smartphones tendenziell eher ungeeignet. Aber auch absolute Luxusmodelle scheiden von vornherein (eben nicht nur wegen der Kosten) aus. Der Aspekt der sozialen Situation\vglr{secNachtUng} der \SuS muss hierbei stets mit bedacht werden. Der Alltagsbezug ist, wie bereits vielfach angemerkt, ein zentraler Punkt der Konzepte zur Einbeziehung mobiler Informatiksysteme in den Unterricht. Daher muss dieser gewahrt werden. Hierzu ist es neben der Nutzung einer im Umfeld der \SuS verbreiteten Plattform relevant, dass die Anforderungen von Jugendlichen\vglr{secKritJu} mit in die Auswahl einbezogen werden. Hierzu gehört die Nutzbarkeit der Geräte für Kommunikations- und Unterhaltungszwecke ebenso wie ausreichende Möglichkeiten zur Individualisierung\vglr{secKritJuIndiv}. Denn nur wenn die Geräte tatsächlich alltäglich genutzt werden, können die erhofften Vorteile der Nutzung eintreten. \subsubsection{Langlebigkeit}\label{secKritLang} Ist die Langlebigkeit der Geräte, insbesondere aus Kostengründen, eine grundsätzliche Anforderung aller Anwenderinnen und Anwender mobiler Informatiksysteme\vglr{secKritAnwLang}, so gilt diese für den schulischen Einsatz in besonderem Maße. Die Geräte können hier einerseits durchaus härteren Belastungen ausgesetzt sein, andererseits müssen gerade schuleigene Geräte aus haushaltsrechtlichen Gründen längerfristig eingesetzt werden. Es ist also besonders wichtig, Geräte mit Aussicht auf \textit{lange verfügbaren Support durch den Hersteller} (Verfügbarkeit von Updates und evtl. sogar Garantieleistungen) auszuwählen. In diesem Sinne sollten Geräte mit eingebautem Verfallsdatum, etwa fest verbauten Akkus gemieden werden. Diese Anforderung kollidiert bis zu einem gewissen Punkt mit den Interessen der Gerätehersteller\vglr{secKritProd}. Die Berücksichtigung dieses Kriteriums wird daher tendenziell die Kosten erhöhen, da die Geräte mit besserer Unterstützung durch die Hersteller in der Regel teurer sind. \subsection{Wünschenswerte Eigenschaften} \subsubsection{Gute Ausstattung} Eine gute Ausstattung der Geräte sowohl im Bezug auf Rechenleistung, Softwareangebot und Hardwareausstattung ist wünschenswert. Es muss jedoch wie im \referenz{secNachtUng} beschrieben, darauf geachtet werden, dass es bei Verwendung unterschiedlicher Geräte im Unterricht durch die Ausstattung nicht zu Benachteiligungen kommt. \subsubsection{Freie Software}\label{secKritOSS} Die Nutzung Freier Software kann dazu beitragen, Kosten zu senken, da diese meist kostenfrei angeboten wird. Außerdem können Probleme mit nötigen Lizenzen damit vermieden werden. So wird die Nutzung von Geräten der \SuS problemlos möglich, da die notwendige Software entweder direkt zur Verfügung steht oder weitergegeben werden darf. Freie mobile Plattformen sind zudem tendenziell besser geeignet, da sie weniger oder keine künstlichen Einschränkungen aufweisen und sich besser an die Bedürfnisse der Schule anpassen lassen. \subsubsection{Umweltfreundlichkeit und Sozialverträglichkeit} Zugegebenermaßen ist es derzeit schwierig, Geräte zu finden, die umwelfreundlich und sozialverträglich produziert werden. Dennoch steht die Institution Schule aus Sicht des Autors in der Verantwortung, diese Punkte zu berücksichtigen. Schließlich soll sie die \SuS auf ein verantwortungsbewusstes, selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft vorbereiten. Sollte also ein, selbst etwas schlechter ausgestattetes oder ein wenig teureres Gerät, verfügbar sein, so sollte dies anderen Geräten vorgezogen werden. Grundsätzlich kann die Berücksichtigung des Kriteriums der Langlebigkeit schon einen Beitrag zur Umweltfreundlichkeit und Sozialverträglichkeit leisten. Sollte es aber zukünftig echte \enquote{Green-IT} geben, die nicht nur dem Marketing dient, sollte der Einsatz entsprechender Geräte in der Schule präferiert werden.